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Private Law Gazette 0 3 2 0 2 8 Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht | Hamburg Selbstreflexion im Gesellschaftsrecht Zwischenbilanz und Blick nach vorne „Der Wandel zum transfor- mativen Gesellschaftsrecht ist keine vorübergehende Erscheinung, sondern Zeichen einer dauerhaften Zeitenwende.“ Holger Fleischer Diskursanalysen haben in der Wissenschaft eine lange Tradition. Im Rahmen seiner Forschung zum „Mikrokosmos Gesellschaftsrecht“ unternimmt Holger Fleischer eine Standortbestimmung des Gesellschaftsrechts als akademische Disziplin. Unter Verweis auf Pierre Bourdieu hält er fest, dass die kritische Auseinandersetzung mit disziplinspezifischen Denk- und Forschungstraditionen eine notwendige Bedingung jeder wissenschaftlichen Arbeit bildet. Weshalb gerade jetzt dieser kritische Blick in den Spiegel? „Im Gesellschaftsrecht vollzieht sich derzeit ein tiefgreifen- der Funktionswandel“, sagt Fleischer. Immer häufiger werde das vermeintlich reine Organisationsrecht zur Umsetzung gesamtgesellschaftlicher Ziele herangezogen. Politische Anliegen wie Geschlechtergerechtigkeit, Menschenrechte oder Klimaschutz haben bereits ihren Niederschlag im Ge- sellschafts-, Bilanz- und Kapitalmarktrecht gefunden. Au- ßerdem stehen Erwerbsgesellschaften mit ausschließlicher Gewinnorientierung nicht mehr allein im Mittelpunkt. Sozial- unternehmen mit dualer Zweckrichtung ziehen wachsende Aufmerksamkeit auf sich. „Der Wandel zum transformativen Gesellschaftsrecht ist keine vorübergehende Erscheinung, sondern Zeichen einer dauerhaften Zeitenwende. In den letzten Jahren hat sich die gesellschaftliche Erwartungshaltung an unternehmerische Tätigkeit grundlegend verändert. Diese Entwicklung wird sich unter dem Einfluss der Millennials und Post-Millennials voraussichtlich fortsetzen.“ Weiter auf Seite 2 Zwischen Tradition, Gesetz und gesellschaftlichem Wandel Die Konferenz „Succession in Islamic Law“ beleuchtete die Rolle des Erbrechts in muslimischen Gemeinschaften Fremdes Recht vor Gericht Theorie und Praxis der Gutachten- erstellung zum ausländischen Recht im 21. Jahrhundert Seite 6 Seite 4 Iura novit curia im Pluri- versum des Privatrechts Die „Leitlinien für die Ermittlung und Anwendung ausländischen Rechts“ bieten Orientierung Seite 8
Standortbestimmung als akademische Disziplin Habilitationsschriften als Gradmesser wissenschaftlichen Fortschritts „Nach Jahrzehnten akademischer Blüte hat die Gesellschaftsrechtswissenschaft eine Phase der Ausreifung erreicht“, konstatiert Fleischer. Er vergleicht diese Entwicklungs- stufe mit einem Hochplateau: „Das erlaubt uns nicht nur eindrucksvolle Tiefblicke, son- dern macht auch die Nähe zu einem krisen- haften Kipppunkt erkennbar.“ Einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung ihrer Disziplin haben, so Fleischer, gesell- schaftsrechtliche Habilitationsschriften ge- leistet. In seinem Aufsatz „Gesellschaftsrecht im Spiegel seiner Habilitationsschriften“ erschließt er erstmals den Korpus einschlä- giger Arbeiten aus den vergangenen acht Jahrzehnten. Die Denk- und Arbeitskraft mehrerer For- schergenerationen habe – in Anlehnung an eine US-amerikanische Charakterisierung des corporation law – dem Gesellschaftsrecht lange Zeit die Geltung als „hottest game in town“ gesichert. Zahlreiche Habilitations- schriften und Doktorarbeiten sowie eine sich verdichtende Kommentarfülle hätten jedoch, so stellt Fleischer fest, zu einer Material- übersättigung geführt. Die Folge sei eine vermehrte akademische Abwanderung be- sonders jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Kerngesellschafts- recht in das Finanz- und Kapitalmarktrecht. Zur Revitalisierung gesellschaftsrechtlicher Forschung regt der Rechtswissenschaftler und Ökonom Fleischer zu mehr Kontextsen- sibilität, Experimentierfreude und Innova- tionskraft an. Zukunftsthemen, die sich etwa aus Digitalisierung und Künstlicher Intel- ligenz oder dem Wertewandel hin zu mehr Nachhaltigkeit ergeben, führten vor Augen, wie notwendig die Einbettung gesellschafts- rechtlicher Normen und Entscheidungen in einen umfassenden historischen, ökonomi- schen, sozialen und politischen Zusammen- hang sei. Von innovativen Konzepten für unternehmerische Organisationsformen bis hin zu neuen Querschnittsmaterien wie dem Lieferkettenrecht – als Forschungsgegen- stand und wissenschaftlicher Disziplin fehle es jedenfalls nicht an richtungsweisenden Impulsen. Nach welchen Kriterien sind Habilitations- schriften überhaupt dem gesellschaftsrecht- lichen Themenspektrum zuzuordnen? In Fleischers Definition fallen alle Arbeiten, die zumindest einen Schwerpunkt im Gesell- schaftsrecht aufweisen. Außerdem bezieht er kapitalmarktrechtliche Abhandlungen sowie solche mit stiftungsrechtlichem Bezug in seine Betrachtungen mit ein. Daraus ergibt sich eine 138 Werke umfassende Bestandsauf- nahme. Obwohl die gesellschaftsrechtliche Habilita- tionsschrift, wie das Fachgebiet insgesamt, von großer Praxisnähe geprägt sei, bediene sie sich eines vielfältigen Methodenreper- toires. Aufgrund der Zersplitterung des deut- schen Gesellschaftsrechts in viele einzelne Bestimmungen und Gesetze, vom BGB bis zum GmbHG, komme der Rechtsdogmatik eine besondere Bedeutung zu. Als zusätzliche Inspirations- und Erkenntnisquelle diene die Rechtsvergleichung. Während rechts- ökonomische Forschungsansätze immer mehr an Boden gewinnen konnten, seien Brückenschläge zur Rechtssoziologie verein- zelt geblieben. Der ahistorische Zug, der die gesellschaftsrechtliche Forschung seit jeher kennzeichne, ließe sich, so Fleischer, mit wenigen rühmlichen Ausnahmen auch den meisten Habilitationsschriften attestieren. „Habilitationsschriften waren und sind vor allem deshalb Leuchttürme gesellschafts- 2 P r i va te L aw Gaze t te 20 2 3
„Habilitationsschriften waren und sind vor allem deshalb Leuchttürme gesellschaftsrechtlicher Forschung, weil sie größere Zusammenhänge aufzeigen, verborgene Strukturen aufdecken, Wertungsprinzipien herausarbeiten und zur Systembildung beitragen.“ Holger Fleischer rechtlicher Forschung, weil sie größere Zusammenhänge aufzeigen, verborgene Strukturen aufdecken, Wertungsprinzipien herausarbeiten und zur Systembildung bei- tragen.“ Jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verlange dies die Fähigkeit zur Makro- wie zur Mikroskopie ab. Zur Veranschaulichung zitiert Fleischer ein Bild des Historikers Jürgen Osterhammel von der Flughöhe des Adlers: „Er hat in seiner luftigen Höhe den weiten Überblick und behält dennoch die Details am Boden fest im Auge.“ Gesellschaftsrecht im Spiegel großer Debatten Eine von ihm initiierte Forschungsreihe er- öffnet Fleischer mit seinem Aufsatz „Große Debatten im Gesellschaftsrecht: Fiktions- theorie versus Theorie der realen Verbands- persönlichkeit im internationalen Diskurs“. Aus der Analyse verstreuter Einzeldebatten soll ein Gesamtbild entstehen, das die größe- ren Entwicklungslinien und Evolutionspro- zesse des Gesellschaftsrechts im 19. und 20. Jahrhundert sichtbar macht. Als Probierstein dient ihm der klassische Diskurs um die Rechtsnatur der juristischen Person. Die berühmten Zivilrechtslehrer Friedrich Carl von Savigny und Otto von Gierke haben sich dazu im 19. Jahrhundert einen in- tellektuellen Schlagabtausch geliefert, der im neuen Millennium eine ungeahnte Renais- sance erlebt. „Das Ringen um die Rolle der juristischen Person in Recht, Wirtschaft und Gesellschaft ist wieder in vollem Gange“, sagt Fleischer. „Ging es einst um die rechtliche Anerkennung von Korporationen als Garanten der Freiheit gegenüber dem Staat, so wird heute die juristische Person in ihrer Eigen- schaft als Rechtsträgerin mächtiger multi- nationaler Unternehmen als Bedrohung für eine freiheitliche Gesellschaft empfunden. Die konkurrierenden juristischen Theorien steuern hier wertvolles Orientierungs- und Reflexionswissen bei, wenngleich sie mehr denn je einer Perspektivenerweiterung um Einsichten aus benachbarten Fächern be- dürfen.“ Holger Fleischer, „Selbstreflexion im Gesellschaftsrecht: ‚Hottest Game in Town‘ oder ‚Death of Corporate Law‘?“, Zeitschrift für Unternehmens- und Gesellschaftsrecht, 2022, 466–493 Holger Fleischer, „Gesellschaftsrecht im Spiegel seiner Habilitationsschriften“, Zeitschrift für Unternehmens- und Ge- sellschaftsrecht, 2022, 191–218 Holger Fleischer, „Große Debatten im Gesellschaftsrecht: Fiktionstheorie versus Theorie der realen Verbands- persönlichkeit“, Rabels Zeitschrift für ausländisches und internationales Privatrecht 87 (2023), 5–45 Private L aw Gaze t te 20 2 3 3
Zwischen Tradition, Gesetz und gesellschaftlichem Wandel Die Konferenz „Succession in Islamic Law“ beleuchtete die Rolle des Erbrechts in muslimischen Gemeinschaften Gesellschaftlicher Wandel führt nicht selten zu einem Auseinanderfallen von rechtlichen Vorschriften und sozialer Praxis. Dies gilt insbesondere für das Erbrecht, das im Ver- gleich zu anderen Rechtsgebieten nur wenig gesetzgeberische Gestaltung erfahren hat. Mit „Succession in Islamic Law“ widmete sich am 30. und 31. März 2023 eine interna- tionale und interdisziplinäre Konferenz der Frage, wie im islamischen Recht Vermögen von Todes wegen übertragen wird. „Das islamische Recht ist eine diskursive Tra- dition, die sich auf vielschichtige Art und Weise manifestiert. Es ist daher verkürzt, sich das islamische Recht als ein homogenes Normen- system vorzustellen“, erklärt Nadjma Yassari, die seit 2009 die Forschungsgruppe „Das Recht Gottes im Wandel“ am Institut leitet. Schwer- punkt ihrer Arbeit ist die wissenschaftliche Er- schließung des Zivil-, Familien- und Erbrechts in verschiedenen islamischen Ländern sowie die Vermittlung der Forschungsergebnisse an die europäische Rechtswissenschaft. 2019 hat Yassari mit ihrem Team das Projekt „Von Generation zu Generation: Vermögenstransfer durch Erbrecht, Vertrag und religiöse Stiftun- gen im islamischen Recht“ ins Leben gerufen. „Dieses Projekt hat sich aus unserer bisheri- gen Grundlagenforschung zum islamischen Familienrecht ganz selbstverständlich er- geben“, sagt die Forschungsgruppenleiterin. „Gesellschaftliche Vorstellungen über Ehe, Elternschaft und verwandtschaftliche Bezie- hungen haben in den letzten Jahrzehnten gro- ße Veränderungen erfahren, was auch in der Gesetzgebung und der Rechtsprechung vieler islamischer Länder seinen Niederschlag ge- funden hat. Wir untersuchen, wie die Vermö- gensübertragung zwischen den Generationen mit Familienstrukturen, Geschlechterrollen, aber auch mit wirtschaftlichen Interessen verflochten ist. Dazu gehören auch Phänomene, die üblicherweise nicht mit dem Erbrecht in Verbindung gebracht werden, wie religiöse Stiftungen oder die Übertragung von Eigentum unter Lebenden auf den Todesfall. Außerdem beschäftigen wir uns mit Fragen interreligiöser Erbfälle sowie historischen Entwicklungen aus prä- und postkolonialer Perspektive.“ Interdisziplinärer Diskurs Dieses breit gefächerte Themenspektrum sollte in einem international besetzten Kreis von Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen im Rahmen einer Fachtagung in Hamburg diskutiert werden. Mitte 2022 lud die Forschungsgruppe daher mit einem weltweiten Call for Papers zur Einreichung von Abstracts ein, die sich mit der Rolle des Erbrechts in islamischen Gemeinschaften in Vergangenheit und Gegenwart befassen soll- ten. „Der Zuspruch war überwältigend: Wir haben über 180 Einsendungen aus 30 Ländern erhalten“, berichtet Yassari, die sich die Evaluierung nicht leicht gemacht hat. „Um die geeignetsten Beiträge zu identifizieren, haben wir die Abstracts anonymisiert und ein Blind Peer Review durchgeführt.“ Das Ergebnis war eine Zusammenführung me- thodischer Ansätze und theoretischer Perspek- tiven aus Recht, Geschichte, Wirtschaft, An- thropologie, Regionalstudien, Gender Studies und Soziologie. Im nächsten Schritt wurden die ausgewählten Beiträge in fünf thematische Panels gruppiert, um ähnliche Fragestellungen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten zu können. Jedem Panel waren zwei Mitarbei- ter*innen der Forschungsgruppe als Chair und Co-Chair zugeordnet. Diese trafen sich bereits im Vorfeld online mit den Panelist*innen, um gemeinsam ein Konzept zu entwickeln, in dem 4 P r i va te L aw Gaze t te 20 2 3
die übergreifenden Themen jedes Panels fest- gehalten werden konnten. „Das erlaubte uns, während der Konferenz durch die Vielfalt der einzelnen Beiträge zu navigieren und gleich- zeitig die Kernfragen im Blick zu behalten“, sagt Yassari. „Besonders wichtig war uns dabei, bei jedem Thema den Diskurs zwischen den Disziplinen anzuregen.“ Interaktive Panels Insgesamt 19 Wissenschaftler*innen aus 15 Ländern und diversen Bereichen der Sozial-, Geistes- und Rechtswissenschaften trafen sich schließlich in Hamburg, um ihre Erfah- rungen und Forschungsergebnisse auszu- tauschen. Für die in Präsenz geplante Tagung musste kurzfristig ein hybrider Modus einge- richtet werden. Probleme bei der Visaerteilung an mehrere Panelist*innen hatten dies not- wendig gemacht. Die technische Umstellung gelang, ohne die Dynamik der Paneldiskus- sionen zu beeinträchtigen. Von den insgesamt 60 Konferenzteilnehmer*innen war etwa die Hälfte online zugeschaltet. Unter dem Titel „Islamic succession law in practice: sources and methods“ beleuchtete das erste Panel Beweggründe und Akteure von Erbrechtsreformen. Das zweite Panel war dem Thema „Pluralities of normative systems: between hierarchy and autonomy“ gewidmet und damit der Kontextualisierung des Erbrechts im Fall konkurrierender normativer Systeme. Am Ende des ersten Konferenztages führte David Powers von der Cornell University die Teilnehmer*innen mit einer Keynote in die frü- he Erbrechtsgeschichte des Islam ein. Der zweite Tag begann mit einem Panel zum Thema „Succession by other means“. Dabei ging es um Wege transgenerationaler Ver- mögensübertragung in Übereinstimmung mit, unter Missachtung von oder in Ergän- zung zum Erbrecht, etwa durch Testamente, Schenkungen und Verträge. Im Mittelpunkt des vierten Panels stand die Rolle von Famili- enstiftungen (waqf) im Kontext verschiedener familiärer Strukturen unter Berücksichtigung von Geschlechterdynamiken und wirtschaft- lichen Interessen. Das fünfte Panel mit dem Thema „The encounter of various normative systems: a historical perspective“ befasste sich mit der Frage, wie Kolonialherrschaft das islamische Erbrecht in der Praxis der Gerichte geprägt hat. Perspektiven für den Wandel Die Themen der Konferenz machen es deut- lich: Es ging weniger darum, welche Erbteile bestimmten Personen zukommen, sondern auf welchen Grundlagen, in welcher Form und in welchen Kontexten Vermögen auf die nächste Generation übergeht. „Nur wenn wir die sozia- le und die ökonomische Funktion des Erbrechts in den islamischen Ländern verstehen, können wir die Perspektiven für den rechtlichen Wan- del erkennen und neue Entwicklungen ein- ordnen. Gerade deshalb war diese Tagung eine große Bereicherung für unsere Forschung“, bilanziert Yassari. Mit Sicherheit hat das Tref- fen in Hamburg außerdem wissenschaftliche Verbindungen vertieft und so das globale und interdisziplinäre Netzwerk der Forschungs- gruppe gestärkt. Und die neu gewonnenen Er- kenntnisse werden Kreise ziehen: Die Beiträge werden im Rahmen von Symposium Issues unter anderem in der Reihe „Islamic Law and Society“ sowie im „Yearbook of Islamic and Middle Eastern Law“ veröffentlicht. Private L aw Gaze t te 20 2 3 5
Fremdes Recht vor Gericht Theorie und Praxis der Gutachtenerstellung zum ausländischen Recht im 21. Jahrhundert Bei grenzüberschreitenden Rechtsfällen müssen deutsche Richter*innen oft nach ausländischem Recht entscheiden. Zur Er- mittlung desselben können sie die Hilfe von Sachverständigen in Anspruch nehmen. Bei der Anwendung haben sie so vorzugehen, wie es ein*e Richter*in des betreffenden Landes tun würde. Soweit die Theorie. Lang- jährige Erfahrung hingegen zeigt die prakti- schen Schwierigkeiten bei der Umsetzung dieser Vorgaben auf. Am 16. und 17. Juni 2023 trafen sich in Hamburg rund 50 Vertre- ter*innen der Wissenschaft und der Praxis, um sich über die Rolle des Gutachtens zum ausländischen Recht im Prozess des 21. Jahr- hunderts auszutauschen. Seit seiner Gründung im Jahr 1926 werden am Institut Gutachten zum ausländischen Privatrecht verfasst. Die aus der weltum- spannenden Grundlagenforschung gewon- nene Expertise wird damit in den Dienst der Allgemeinheit gestellt. Inzwischen steuert das Kompetenzzentrum für die Anwendung ausländischen Rechts unter der Leitung von Jan Peter Schmidt diesen Wissenstransfer. Wachsender Bedarf „Die Notwendigkeit, ausländisches Recht zu ermitteln, auszulegen und anzuwenden, hat aufgrund der stetig gewachsenen internatio- nalen Verflechtungen in den letzten Jahr- zehnten immer weiter zugenommen“, sagt Schmidt. Im Institut arbeiten Expert*innen für islamisches, türkisches, russisches, chinesisches und japanisches Recht sowie diverse europäische und angelsächsische Rechtsordnungen, die mit ihren Gutachten Richter*innen bei der Beurteilung von grenz- überschreitenden Rechtsfällen unterstützen. Zur Erteilung von Gutachten besteht keine Verpflichtung. Angenommen werden nur Aufträge, deren Gegenstand im wissenschaft- lichen Interesse des Instituts liegt. Brücke in die Praxis „Ältere Fragen zum ausländischen Recht sind heute gelöst oder nur mehr von geringer Bedeutung, so etwa die Diskussion darüber, ob ausländisches Recht als Recht behandelt werden soll oder als beweisbedürftige Tat- sache, wann deutsches Recht als Ersatzrecht zur Anwendung kommt oder wie es mit der Zulassung von Rechtsmitteln bei fehlerhaf- ter Anwendung steht“, sagt Institutsdirektor Ralf Michaels, der gemeinsam mit Jan Peter Schmidt die Gutachtenkonferenz initiiert hat. „Neue Problemfelder sind hinzugekommen: Wie ist mit der hohen Verfahrenszahl umzuge- hen? Was ändert sich dadurch, dass ausländi- sches Recht viel leichter zugänglich geworden ist? Solche Themen wollten wir praktisch und theoretisch behandeln.“ Insbesondere mit Hilfe von deutschsprachi- ger Literatur zum ausländischen Recht, des Internets sowie modernen Übersetzungstools haben Gerichte heutzutage viel bessere Mög- lichkeiten als früher, das ausländische Recht zumindest in Ansätzen auf eigene Faust zu Reinhard Ellger, Gutachtenkoordinator des Instituts von 2002 bis 2020, wurde im Rahmen der Konferenz für seine Verdienste geehrt. „Die Notwendigkeit, ausländisches Recht zu ermitteln, auszulegen und anzuwenden, hat aufgrund der stetig gewachsenen internationalen Verflechtungen in den letzten Jahrzehnten immer weiter zugenommen.“ Jan Peter Schmidt 6 P r i va te L aw Gaze t te 20 2 3
„Neue Problemfelder sind hinzugekommen: Wie ist mit der hohen Verfahrenszahl umzugehen? Was ändert sich dadurch, dass ausländisches Recht viel leichter zugänglich geworden ist? Solche Themen wollten wir praktisch und theoretisch behandeln.“ Ralf Michaels Abgrenzung der Aufgaben zwischen Gutach- ter*in und Richter*in und die Verschränkung von ausländischem Sachrecht mit nationalem Prozessrecht. Ebenso wurde thematisiert, welchen Maßstäben die Ermittlung aus- ländischen Rechts in puncto Richtigkeit und Vollständigkeit genügen muss. Außerdem tauschte man sich darüber aus, wie das in bereits geschriebenen Gutachten enthaltene Wissen besser für die Praxis nutzbar gemacht werden kann. Ralf Michaels und Jan Peter Schmidt ziehen ein uneingeschränkt positives Fazit. Die für die Veranstaltung gesetzten Ziele einer Be- standsaufnahme sowie des Erfahrungsaus- tausches und der Suche nach Feinjustierungen des bestehenden Systems seien umfassend erreicht worden. Demnächst soll die Schrift- fassung der Vorträge zusammen mit den „Hamburger Leitlinien“ in einem Konferenz- band veröffentlicht werden. ermitteln. Überdies können sie versuchen, die Parteien zur Mitwirkung anzuhalten. Jeden- falls in komplexen Fällen oder bei schwer zugänglichen Rechtsordnungen führt an der Einholung eines Gutachtens allerdings weiter- hin meist kein Weg vorbei. Praktischer und wissenschaftlicher Fokus Der praktische Teil der Gutachtenkonferenz bestand aus einem Workshop, in dem „Leitli- nien zur Ermittlung und Anwendung aus- ländischen Rechts in deutschen Verfahren für Gerichte, Sachverständige und Parteien“ dis- kutiert wurden. Ein entsprechender Entwurf war zuvor von einer internen Arbeitsgruppe des Instituts unter Leitung von Ralf Michaels und Jan Peter Schmidt erarbeitet worden. Um die verschiedenen Perspektiven einfließen zu lassen, nahmen neben Wissenschaftler*innen auch Vertreter*innen der Praxis am Work- shop teil, insbesondere Richter*innen. Nach ihrer Finalisierung im Nachgang zur Konfe- renz sollen die „Leitlinien“ veröffentlicht und möglichst breit zugänglich gemacht werden, um so das Vorgehen bei Ermittlung und An- wendung ausländischen Rechts zielführender und einheitlicher zu gestalten. Im wissenschaftlichen Teil der Konferenz wurden nach Erörterung historischer und rechtstheoretischer Grundlagen verschiedene Teilaspekte der Ermittlung und Anwendung ausländischen Rechts unter die Lupe ge- nommen. Hierzu gehörte unter anderem die Private L aw Gaze t te 20 2 3 7
Iura novit curia im Pluriversum des Privatrechts Die „Leitlinien für die Ermittlung und Anwendung ausländischen Rechts“ bieten Orientierung Der verfahrensrechtliche Grundsatz iura novit curia, demzufolge das Gericht das Recht kennt, gilt auch dann, wenn deutsches Recht vorsieht, dass ausländisches Recht anzu- wenden oder zu berücksichtigen ist. Das bedeutet, dass ausländisches Recht von Amts wegen ermittelt werden muss. Auch wenn die Anzahl zivilrechtlicher Fälle mit Auslands- bezug steigt, ist die Ermittlung ausländi- schen Rechts für die Gerichte oftmals eine praktische Herausforderung, auch aufgrund ihres nur sporadischen Kontakts mit derlei Fallgestaltungen. Wissenschaftler*innen des Instituts haben deshalb zusammen mit An- gehörigen ausgewählter Universitätsinstitute sowie Vertreter*innen aus Justiz und Anwalt- schaft Leitlinien für die Praxis erarbeitet, die dabei helfen sollen, den Umgang mit auslän- dischem Recht rechtskonform, transparent und effizient zu gestalten. Mit seiner Forschung zu den Zivilrechts- ordnungen der Welt kommt dem Institut eine in Deutschland und international heraus- ragende Bedeutung zu. Betritt man die Institutsbibliothek, die Gesetzbücher und Fachliteratur aus mehr als 200 Ländern vor- hält, viele davon in der Originalsprache, wird die unendlich große Materie des ausländi- schen Rechts greifbar. „Hinzu kommt, dass jede Rechtsordnung in sich einen riesigen Kosmos bildet“, sagt Jan Peter Schmidt, Leiter des Kompetenzzentrums für die An- wendung ausländischen Rechts am Institut. Aus der von ihm koordinierten Gutachten- praxis kennt er die Problemstellung in den Gerichten. „Was bisher fehlt, ist eine stabile und leicht zugängliche Infrastruktur für die Ermittlung ausländischen Rechts. So wissen Richter*innen oftmals schon gar nicht genau, an welche Stellen sie sich zur Einholung von Rechtsgutachten wenden können und was sie dabei zu beachten haben.“ Optimierungsbedarf Grundsätzlich kann der über Jahrzehnte hinweg organisch gewachsene Modus der Zusammenarbeit zwischen Gerichten und Gutachter*innen als ein erfolgreich einge- spielter Prozess bezeichnet werden. Doch es gibt auch Unsicherheit und Optimierungs- bedarf. Wie genau sind die Aufgaben von Gericht und Gutachter*in abzugrenzen? Wie werden die Fragen im Beweisbeschluss op- timal formuliert? Wie ist vorzugehen, wenn sich dem ausländischen Recht keine ein- deutigen Antworten auf die gestellten Fragen entnehmen lassen? Wie ist ein von einer Partei vorgelegtes Gutachten zu bewerten? Allein diese Beispiele illustrieren, wie viel- seitig der Themenkomplex ist. Wiederholt ist der Wunsch nach Unterstützung in Form einer praxistauglichen Vorgabe ans Institut herangetragen worden. Richtungsweisende Grundsätze Die in vier Abschnitte und 17 Paragrafen ge- gliederten Leitlinien sind ganz allgemein der Verwirklichung des verfassungsrechtlichen Justizgewährungsanspruchs verpflichtet. 8 Private Law Gazet te 2023
„Was bisher fehlt, ist eine stabile und leicht zugängliche Infrastruktur für die Ermittlung ausländischen Rechts. So wissen Richter*innen oftmals schon gar nicht genau, an welche Stellen sie sich zur Einholung von Rechtsgutachten wenden können und was sie dabei zu beachten haben.“ Jan Peter Schmidt Ausblick Schon bald können Gerichte, Gutachter*innen und Parteien die Leitlinien nutzen, um auf möglichst unkompliziertem Weg adäquate und effektive Lösungen herbeizuführen. Für Herbst 2023 ist die Herausgabe einer Publi- kation geplant, die kostenlos als Druckwerk sowie als Download zur Verfügung gestellt werden soll. Entwickelt worden sind die Leitlinien mit einem Fokus auf die deutsche Rechtslage. Trotzdem sollen sie auch internationale Wirkung entfalten. Geplant ist daher eine englischsprachige Übersetzung, die dann ebenfalls frei erhältlich sein soll. „Wir gehen davon aus, dass die rechtstheoretischen Über- legungen, die in die Leitlinien eingeflossen sind, ebenso wie die in ihnen formulierten praktischen Empfehlungen auch für die Ver- fahrenspraxis anderer Länder fruchtbar ge- macht werden können“, sagt Institutsdirektor Ralf Michaels. Sie sollen dazu beitragen, dass Gerichte und Behörden ihre Entscheidungen unter korrek- ter Anwendung des internationalen Privat- rechts sowie des gegebenenfalls anwendbaren ausländischen Rechts fällen. Außerdem wollen sie darauf hinwirken, dass bei der Ermittlung ausländischen Rechts keine unnötigen Kosten und Verzögerungen entstehen. Best Practice für alle Beteiligten Die Leitlinien wollen einerseits den maßgebli- chen rechtlichen Rahmen, in dem sich alle Be- teiligten bei der Ermittlung und Anwendung ausländischen Rechts bewegen, zutreffend abbilden, andererseits aber auch den großen Raum dazwischen füllen und konturieren. Sie beruhen auf praktischen Erfahrungen aller an der Ermittlung und Anwendung ausländischen Rechts beteiligten Akteure. In Form von nicht bindenden Handlungs- empfehlungen bieten sie Gerichten, Sach- verständigen und Parteien Orientierung. Dies betrifft insbesondere die Abgrenzung der Aufgabenbereiche der beteiligten Akteure, ebenso aber zum Beispiel die zielführende Formulierung von Beweisbeschlüssen zur Einholung eines Rechtsgutachtens. Ausgerichtet auf Verfahren vor Zivilgerich- ten lassen sich die Leitlinien im Grundsatz auch auf andere Fälle übertragen, in denen etwa Strafgerichte, Finanzbehörden, Stan- desämter oder Asylbehörden ausländisches Recht anzuwenden haben. Private L aw Gaze t te 20 2 3 9 © Shutterstock, Artistdesign
Lotse im globalen Diskurs Daniel Bonilla Maldonado im Gespräch Rechte der Natur sind in den meisten west- lichen Ländern bisher nur Theorie. Gleich- zeitig findet die Idee, unsere natürliche Umwelt zu schützen, indem wir sie mit einklagbaren Rechten ausstatten, wachsen- den Zuspruch. Doch was genau meinen wir, wenn wir von der Natur sprechen? Daniel Bonilla Maldonado hat die verschiedenen Naturrechtsmodelle, die vor allem im Globalen Süden entwickelt worden sind, in seiner jüngsten Forschung wissenschaftlich begleitet. Gemeinsam mit Institutsdirektor Ralf Michaels hat er einen General Report zum Thema „Global Legal Pluralism – Rights of Nature“ für den General Congress der International Academy of Comparative Law 2022 in Asunción, Paraguay, verfasst. In Hamburg hat er über die Genealogie des Begriffs der Natur als Subjekt in westlichen und nicht-westlichen rechtlichen und poli- tischen Traditionen geforscht. „Die Geschichte des Begriffs ‚Natur’ ist in den westlichen Kulturen durchaus facetten- reich“, sagt der aus Kolumbien stammende Rechtswissenschaftler. „Durchgesetzt hat sich aber die in der judäo-christlichen Tradition, der modernen Wissenschaft und im liberalen Eigentumsbegriff begründete Idee von der Natur als Objekt. Das hat dazu geführt, dass westliche Rechtsordnungen die Natur als etwas betrachten, worüber die Menschen frei verfügen können. Angesichts der Klimakrise gibt es inzwischen jedoch weltweit Stimmen, die ein Umdenken fordern und die Natur als autonomes Rechts- subjekt anerkennen wollen. Die wesentlichen Impulse dafür kommen aus Staaten, die bis vor Kurzem wenig Einfluss auf die inter- nationale Rechtsentwicklung hatten. So war Ecuador 2008 das erste Land der Welt, das einklagbare Rechte der Natur in seine Verfas- sung aufgenommen hat. Bolivien folgte 2010 und 2012 mit der Verabschiedung des Mutter- Erde-Gesetzes. 2017 erklärte die neuseelän- dische Regierung den Whanganui River zu einer juristischen Person. Federführend be- teiligt an diesen Verfassungs- und Gesetzes- änderungen waren indigene Gemeinschaften. Wie genau sah der Weg zu diesen für die Rech- te der Natur wegweisenden Rechtsnormen und -grundsätzen aus? Wie wurden sie ausgehan- delt? Welche Rechtsvorstellungen liegen ihnen zugrunde? Fragen, die Daniel Bonilla schon lange im Blick hat. In seinem viel beachteten Buch „Legal Barbarians, Identity, Modern Comparative Law and the Global South“ zeigt er auf, dass sich die Rechtsvergleichungslehre 10 P r i va te L aw Gaze t te 20 2 3
„Die Rechte der Natur sind ein hybrides kulturelles Produkt.“ bis ins einundzwanzigste Jahrhundert nahe- zu ausschließlich mit einer Handvoll euro- päischer und nordamerikanischer Staaten beschäftigt hat. Dies beruht, so seine histo- rische Analyse, auf der Annahme, dass die Länder des Globalen Südens als ungeeignet für die Produktion juristischen Wissens be- trachtet wurden. „So wurden Narrative geschaffen, die uns glauben lassen, dass Recht ein Kulturprodukt ist und, dass die europäische Kultur reich- haltiger und komplexer ist als die Kulturen der restlichen Welt. Die westlichen Rechts- systeme gelten demnach als der Ursprung der wichtigsten Rechtsfamilien. Im Gegensatz dazu werden die Rechtssysteme Lateiname- rikas, Afrikas und Asiens lediglich als Ab- wandlungen ihrer ‚Mutterrechtsordnungen‘ verstanden.“ Bei den Themen, denen Bonilla seine wissen- schaftliche Arbeit widmet, schöpft er auch aus Erfahrungen, die seinen persönlichen Werdegang geprägt haben. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und ersten Jahren als Professor in Kolumbien ging er nach Yale, wo er promovierte, bevor er Gastprofessuren an verschiedenen Universitäten in den USA und Europa wahrnahm. Er fand es immer bemerkenswert, dass es in den Law Schools des Globalen Nordens nur wenige aus dem Globalen Süden stammende Professor*innen gibt, während diese in anderen Disziplinen durchaus zahlreich vertreten sind. Auch wenn dieses Gefälle weiterhin vor- herrscht, zeichnet sich mit Themen wie den Rechten der Natur eine Wende ab. In ihr sieht Bonilla sowohl in politischer als auch in er- kenntnistheoretischer Hinsicht bezeichnende Entwicklungen. Neu sei etwa, dass ein Dialog zwischen Rechtssystemen des Globalen Südens und Nordens innovative Konzepte für die nationale und internationale Rechtsent- wicklung hervorgebracht hat. Bahnbrechend aus erkenntnistheoretischer Sicht sei, dass in den Rechten der Natur indigene Ideen zum Tragen gekommen sind, die zuvor nicht als legitime Quellen für rechtliches und politi- sches Wissen angesehen worden waren. „Die Rechte der Natur sind ein hybrides kul- turelles Produkt“, stellt Bonilla fest. Prof. Dr. Daniel Bonilla Maldonado ist Ordinarius für Rechtswissenschaft an der Universidad de los Andes in Bogotá, wo er Verfassungs- recht, Rechtstheorie und Rechtsvergleichung lehrt. Nach seinem Jurastudium an der Universidad de los Andes absolvierte er einen LL.M. sowie einen Doctor of the Science of Law an der Yale Law School. Für seine Lehre wurde er mehrfach ausgezeichnet. Gastpro- fessuren und -dozenturen führten ihn unter anderem an die Science Po Law School in Paris, die Fordham Law School in New York, die Universidade de Brasília, die Universidad de Buenos Aires und die Universidad Nacional de Colombia. Von Oktober 2022 bis Februar 2023 war er Senior Visiting Fellow am MPI für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie in Frank- furt. Von März bis Juni 2023 war er Senior Visiting Fellow am Institut. „Indem sie die Beziehung zwischen Mensch und Natur in den Mittelpunkt stellen, stehen sie im Widerspruch zur anthropozentrischen Sichtweise, die mit dem modernen Konsti- tutionalismus und dem Umweltrecht west- licher Prägung einhergeht. Subjektive Rechte hingegen sind ein liberales Rechtskonzept. Sie entstammen einer westlichen Denkweise und sind den politischen und rechtlichen Traditionen der indigenen Völker Ecuadors, Boliviens und Neuseelands fremd.“ Daniel Bonilla ist aber nicht nur Forscher, sondern auch akademischer Lehrer aus Lei- denschaft. Davon konnte sich die Institutsge- meinschaft bei mehreren Vorträgen überzeu- gen, in denen er während seines Aufenthaltes in Hamburg seine aktuelle Forschung vorstellte. Zudem pflegt er die Auseinander- setzung mit Kunst und Literatur, was seine Publikationen und Vorträge sehr bereichert. So stellt er etwa Beispielen der europäischen Barockmalerei ein Werk des Andenbarocks gegenüber, um europäische und indigene Vorstellungen von Mensch, Natur und Macht herauszuarbeiten. Sein Anliegen: „Ich möchte Kommunikationskanäle zwischen Recht, Literatur und Kunst öffnen, um die Rechte der Natur genauer und umfassender zu unter- suchen und sie einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“ „Wir stehen am Beginn einer Entwicklung mit viel Raum für Interpretation, aber auch mit potenziell grundlegenden Konflikten.“ Was den international und interdisziplinär versierten Wissenschaftler aktuell besonders interessiert, sind die Herausforderungen, die sich bei der Implementierung von Rechten der Natur in bestehende Rechtsordnungen stellen. Er zeigt sich optimistisch: „Wir stehen am Beginn einer Entwicklung mit viel Raum für Interpretation, aber auch mit potenziell grundlegenden Konflikten. Es wird trans- formative Anpassungen innerhalb einzelner Rechtsordnungen geben müssen. Wir werden sehen, wie Gerichte mit kollidierenden Interessen umgehen. All das sollte uns aber nicht davon abhalten, Analyse und Kritik des globalen Diskurses über die Rechte der Natur weiterzuführen.“ Private L aw Gaze t te 20 2 3 11
Forschen in Sicherheit und Freiheit Wenn Verfolgung, Krieg oder Katastrophen das Leben unsicher machen, ist an die Fortsetzung wissenschaftlicher Arbeit oft kaum oder gar nicht mehr zu denken. Ein großes Anliegen des Instituts ist es, in Not geratenen Wissen- schaftler*innen aus dem Bereich des Privatrechts die Möglichkeit zu bieten, ihrer Forschung weiter nachzugehen. So hat das Institut in der Vergangenheit Stipendien-Programme für Wissenschaftler*innen ins Leben gerufen, die durch den Krieg in der Ukraine oder durch die verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien in Not geraten waren. Außerdem kooperiert das Institut mit dem Institute of International Education’s Scholar Rescue Fund (IIE-SRF). So sind am Institut mehrere Forschende tätig, in deren Herkunftsländern besondere Gefahrenlagen herrschen. Sie sind wissenschaftliche Mitarbeiter*innen oder werden durch Stipendien und Fellowships unterstützt. Drei von ihnen schildern hier ihre aktuellen Perspektiven. Dr. Mohammad Taqi Maghrebi ist seit 2023 wis- senschaftlicher Referent in der Forschungs- gruppe „Das Recht Gottes im Wandel“. Nach seiner Promotion an der Universität Teheran war er Professor an der Gharjistan Univer- sität in Kabul sowie Head of Legal Affairs im Büro des Zweiten Vizepräsidenten von Afghanistan. Bevor er 2021 als Gastwissen- schaftler ans Institut kam, arbeitete er in Kabul außerdem als Berater der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammen- arbeit (GIZ). Im Rahmen eines Projekts der Forschungsgruppe beschäftigt er sich derzeit mit dem afghanischen Familienrecht mit Schwerpunkt auf dem Eherecht. „In Hamburg genieße ich Sicherheit und pro- fitiere davon, dass ich hier Zugang zu wert- vollen Quellen für meine Forschung habe. Das sind die besten Voraussetzungen, die sich ein Wissenschaftler für seine Tätigkeit wünschen kann“, sagt Maghrebi. „Nachdem in Afghanistan alle politischen und sozialen Strukturen zusammengebrochen und alle Er- rungenschaften der Vergangenheit sowie alle Hoffnungen für die Zukunft zerstört worden waren, wurde meine Familie auseinander- gerissen und eine ungewisse Zukunft lag vor mir. Ich stand zunächst unter Schock, und es fiel mir eine Zeit lang schwer, mich auf wissenschaftliche Themen zu konzentrieren. Inzwischen entdecke ich neue Forschungs- themen und bin dabei, mir durch das Erler- nen der deutschen Sprache ein Fenster zur Kultur und zum Wissen dieser Weltregion zu schaffen.“ Viele seiner Freunde und Kollegen haben Afghanistan ebenfalls verlassen, einige sind noch im Land. Er verfolgt die Ereignisse dort aufmerksam und steht mit beiden Gruppen im Kontakt. „Fast alle Regierungsange- stellten, die nicht der Ethnie und Religion der Taliban angehören, wurden aus ihren Ämtern entlassen. Die meisten Richter und Staatsanwälte wurden ihres Amtes enthoben und durch Absolventen religiöser Schulen er- setzt, die keine juristische Ausbildung haben. Frauen sind fast vollständig von Bildung und Beschäftigung ausgeschlossen. Individu- elle Handlungsspielräume sind insgesamt sehr begrenzt“, beschreibt er die Situation. Einige Mitglieder seiner Familie konnte er nach Hamburg holen. „Eine Person ist leider bisher an deutschen Verwaltungshürden ge- scheitert.“ g n u k c u P , k c o t s r e t t u h S © 12 P r i va te L aw Gaze t te 20 2 3
Prof. Dr. Iryna Dikovska ist Professorin für Zivilrecht an der Taras Shevchenko National University in Kiew. Sie war bereits mehrmals als Gastwissenschaftlerin am Institut und war der erste Fellow in unserem Programm für kriegsbetroffene Wissenschaftler*innen. Sie ist zudem Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Obersten Gerichtshofs der Ukrai- ne und arbeitet gerade an einem Gutachten zu einem aktuellen Fall. Ihre Lehrtätigkeit setzt sie von Hamburg aus online fort und steht so mit ihren Studierenden über Vorlesungen, Se- minare und Sprechstunden in engem Kontakt. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich aktuell mit der Frage, wie Krieg und dadurch aus- gelöste Vorgänge, wie erzwungene Migration oder Sanktionen, sich auf privatrechtliche Beziehungen auswirken. Außerdem arbeitet sie an einem Lehrbuch über internationales Privatrecht für ukrainische Studierende. „In der Institutsbibliothek finde ich alles, was ich brauche. So kann ich zum Beispiel die ver- tragsrechtlichen Prinzipien der Ukraine mit jenen Deutschlands und der Schweiz verglei- chen und auf Basis der Erfahrungen verschie- dener Länder Lösungsvorschläge für Fragen erarbeiten, die sich im ukrainischen Recht stellen“, sagt die Wissenschaftlerin. „Für meine Publikationen zum internationalen Privatrecht, sei es für die Wissenschaft oder die Lehre, kann ich rechtsvergleichend zum EU-Recht arbeiten, was mit Blick auf eine zu- künftige Mitgliedschaft der Ukraine in der EU natürlich besonders wichtig ist.“ Ein großes Plus für Iryna Dikovska: „Mein längerer Aufenthalt in Hamburg hat mir die Möglichkeit eröffnet, Deutsch zu lernen.“ Sie ist überdies sehr froh über die Unterstützung für die Ukraine, die viele Menschen hier leisten und an der sie sich auch selbst beteiligt: „Hier gibt es Organisationen, die verschiedene Ar- ten von Hilfe realisieren. Jede und jeder kann sich einbringen – sowohl finanziell als auch mit persönlichem Engagement. Zum Beispiel kann man Tarnnetze für das Militär weben oder Kerzen herstellen, die im Schützengraben gebraucht werden.“ Dr. Gebreyesus Abegaz Yimer, LL.M. (Rotter- dam), war außerordentlicher Professor an der Mekelle Universität, Äthiopen, und ist seit Januar 2023 wissenschaftlicher Refe- rent am Institut. In seiner Heimat lehrte er Gewohnheitsrecht, traditionelle Streitbei- legungsmechanismen, Rechtsgeschichte und Privatrecht. Zudem leitete er das Büro für Forschung und gemeinnützige Arbeit des Col- lege of Law and Governance an der Mekelle Universität und koordinierte diverse Projekte zum Aufbau neuer Forschungskapazitäten. Sein Forschungsschwerpunkt am Institut ist die Finanzregulierung in Afrika. Er unter- sucht Rotating Saving and Credit Associations (ROSCAs), Mikrofinanz-Institutionen, Spar- und Kreditgenossenschaften sowie nachhal- tiges Finanzwesen. Außerdem beschäftigt er sich mit der Rechtstheorie in Afrika. „Mein Aufenthalt in Hamburg ermöglicht es mir, meine Forschung zu vertiefen und den Umfang meiner wissenschaftlichen Arbeit auszubauen, etwa indem ich mich mit rechts- vergleichenden Analysen befasse. Das Institut verfügt über eine exzellente Materialsamm- lung, die es mir ermöglicht, auf dem neuesten Stand der Forschung zu arbeiten“, sagt der Wissenschaftler, der an der Erasmus-Univer- sität Rotterdam studiert und an der Katho- lischen Universität Löwen promoviert hat, bevor er ans Institut kam. Er beteiligt sich aktiv an den Workshops und Konferenzen des Instituts, zuletzt mit einem Vortrag zum Thema „Die Pluralität der Normen in Äthio- pien: Courts in Defence of Pluralism“. „Das Umfeld im Institut ist sehr freundlich und einladend. Mein Aufenthalt in Hamburg ist jedoch nicht frei von Herausforderungen. Es ist mir noch nicht gelungen, eine Woh- nung für mich und meine Familie zu finden. So konnten meine Frau und meine Kinder mir bisher nicht aus Belgien hierher folgen. Für mein Land und für Afrika wünsche ich mir Frieden und Freiheit.“ Private L aw Gaze t te 20 2 3 13
s i e w t t a m : n o i t a r t s u l l I © Aktuelle Publikationen Franz Bauer, Ben Köhler (Hrsg.), Proportionality in Private Law (Studien zum ausländischen und internationa- len Privatrecht, 500), Mohr Siebeck, Tübingen 2023, XIII + 219 S. Holger Fleischer, Wulf Goette (Hrsg.), Münchener Kommentar zum GmbH- Gesetz. Bd. 2 (§§ 35–52), 4. Aufl., C.H. Beck, München 2023, XLV + 1967 S. Holger Fleischer, Peter Mankowski (Hrsg.), Kommentar zum Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflich- ten zur Vermeidung von Menschen- rechtsverletzungen in Lieferketten (Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz), C.H. Beck, München 2023, XXV + 691 S. Klaus J. Hopt, Christoph Kumpan, Patrick C. Leyens, Hanno Merkt, Mar- kus Roth (Bearb.), Handelsgesetzbuch, Beck'scher Kurz-Kommentar von Hopt, 42., neubearbeitete Aufl., C.H. Beck, München 2023, LXXIII + 3188 S. Klaus J. Hopt, Christoph H. Seibt (Hrsg.), Schuldverschreibungsrecht – Kommentar, Handbuch, Vertragsmus- ter, 2., neubearbeitete und erweiterte Aufl., Otto Schmidt, Köln 2023, 2364 S. Simon Horn, Vis attractiva contractus: Ausstrahlungswirkung von Verträgen im Internationalen Privat- und Zivilverfah- rensrecht (Studien zum ausländischen und internationalen Privatrecht, 501), Mohr Siebeck, Tübingen 2023, XXVI + 204 S. (Diss. Friedrich-Alexander-Uni- versität Erlangen-Nürnberg, 2022) Martin Illmer, Strukturen eines Dienstleistungsvertragsrechts (Jus Privatum, 269), Mohr Siebeck, Tübin- gen 2022, XXXIX + 943 S. (Habil.-Schr. Bucerius Law School Hamburg, 2016) Ben Köhler, Stefan Korch (Hrsg.), Schwärme im Recht (Studien zum aus- ländischen und internationalen Privat- recht, 494), Mohr Siebeck, Tübingen 2022, XIV + 220 S. Brooke Adele Marshall, Asymmetric Jurisdiction Clauses, Oxford University Press, Oxford 2023, XLVII + 355 S. Justin Monsenepwo Mwakwaye, The Law Applicable to Security Interests in Intermediated Securities under OHADA Law (Studien zum ausländischen und internationalen Privatrecht, 493), Mohr Siebeck, Tübingen 2022, XXXVI + 414 S. (Diss. Universität Würzburg, 2021) Luca Wimmer, Motivirrtum bei Schen- kung und letztwilliger Verfügung. Eine kritische, historisch-vergleichende Untersuchung des deutschen, franzö- sischen und österreichischen Rechts (Studien zum ausländischen und inter- nationalen Privatrecht, 504), Mohr Siebeck, Tübingen 2023, XXIII + 266 S. (Diss. Universität Freiburg, 2022/23) Mit dem Erscheinen des 500. Bandes hat die Institutsreihe „Studien zum ausländischen und internationalen Privatrecht“ im Frühjahr 2023 einen Meilenstein erreicht. Sie ist eine von drei Schriftenreihen, die das Institut in Zusammenarbeit mit dem Verlag Mohr Siebeck heraus- gibt. Bereits seit 1928 erscheinen die „Beiträge zum ausländischen und internationalen Privatrecht“. Nach- dem 1951 ergänzend die „Materialien zum ausländischen und internatio- nalen Privatrecht“ ins Leben geru- fen worden waren, kamen 1980 für Publikationen geringeren Umfangs die „Studien zum ausländischen und internationalen Privatrecht“ hinzu. Die „Studien“-Reihe bietet Wissen- schaftler*innen aus dem Institut sowie auswärtigen Autor*innen die Möglichkeit, herausragende Disser- tationen und andere monografische Schriften, aber auch Sammelbände in deutscher oder englischer Sprache zu publizieren, die mit Themen aus dem vielfältigen Arbeitsspektrum des Instituts befasst sind. Mit der „Beiträge“-Reihe verbindet sie der rechtsvergleichend-analytische und der interdisziplinäre Ansatz. Immer mehr Bände der Institutsreihen werden im Open Access veröffentlicht und erreichen damit eine weltweite Leserschaft. 14 P r i va te L aw Gaze t te 20 2 3
Bundesverfassungsgericht folgt Stellungnahme des Instituts zur Frühehe Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat entschieden, dass das Gesetz zur Bekämp- fung von Kinderehen in seiner derzeitigen Fassung mit dem Grundgesetz unvereinbar ist. Dabei beruft sich das Gericht auf eine vom Institut erarbeitete rechtsvergleichen- de Stellungnahme, in der das Phänomen und die rechtliche Behandlung der Frühehe in rund 60 Ländern untersucht wurden. Das Gesetz zur Bekämpfung von Kinderehen sieht vor, dass im Ausland geschlossene Ehen in Deutschland unwirksam beziehungsweise aufzuheben sind, wenn zumindest ein*e Ehepartner*in bei der Eheschließung min- derjährig war. In seinem Urteil vom 29. März 2023 hat das BVerfG im Grundsatz gebilligt, dass solche Ehen in Deutschland ungültig sind, erachtet das Gesetz aber in seiner jetzigen Form als unverhältnismäßig und verfassungswidrig. Der Gesetzgeber muss an zwei Regelungen nachbessern: Minderjährige Personen müssen einen Unter- haltsanspruch gegenüber ihren früheren Ehepartner*innen er- halten. Außerdem sei eine Regelung erforderlich, die es ermög- licht, die Ehe bei Erreichen der Volljährigkeit wiederaufleben zu lassen. „Dass die Rechtsvergleichung so für die Praxis nutzbar gemacht werden kann, ist eine gute Nachricht“, sagt Institutsdirektor Ralf Michaels, der gemeinsam mit Nadjma Yassari, Leiterin der Forschungsgruppe zum Recht islamischer Länder, und einem Team aus 30 Wissenschaftler*innen die Stellungnahme für das BVerfG verfasst hat. „Minderjährigen wird nicht angemessen geholfen, wenn ihre Ehe als unwirksam angesehen wird, es aber keine Regelung gibt, die die aus der Unwirksamkeit folgenden Nachteile abfedert“, sagt Yassari. „Und ihr Selbstbestimmungs- recht ist nicht wirklich geschützt, wenn ihnen nicht die Mög- lichkeit gegeben wird, ihre Ehe nach Erreichen der Volljährigkeit weiterzuführen, ohne erneut heiraten zu müssen.“ Private Regulierung in der Plattformökonomie Millionen Menschen nutzen täglich vermit- telnde Online-Dienste. Zu ihnen gehören di- gitale Marktplätze, App-Stores oder Social- Media-Plattformen. „Indem sie etwa Fragen der Menschenrechte oder des Vertrags- rechts regeln, treten diese Plattformen oft in einer Rolle auf, die traditionell dem Staat vorbehalten ist“, sagt Mateusz Grochowski, wissenschaftlicher Referent am Institut, der ein internationales Forschungsprojekt zum Thema private Regulierung in der Platt- formökonomie leitet. Im Fokus stehen dabei die Regelungen, die von den Plattformen als Allgemeine Ge- schäftsbedingungen (AGB) formuliert werden. So stellt sich die Frage, ob Rechts- ordnungen über geeignete Mechanismen verfügen, um die Inhalte solcher AGB sowie deren Durchsetzung durch die Plattformen wirksam zu kontrollieren. Ferner wird untersucht, inwieweit der Staat in der Lage ist, Plattformen zu verpflichten, sich selbst zu regulieren. Beispiele dafür finden sich unter anderem im neuen EU-Gesetz über digitale Dienste (Digital Services Act). Gefördert wird das gemeinsam mit Federica Casarosa vom Europäischen Hochschulinstitut Florenz durchgeführte Projekt durch den binationalen Verein Villa Vigoni – Deutsch-Italieni- sches Zentrum für den Europäischen Dialog. Im Rahmen einer Konferenz unter dem Titel „Enforcing private regulation in the platform economy“, die vom 11. bis zum 14. Dezember 2023 am Sitz der Villa Vigoni am Comer See stattfindet, werden die Forschungsbeiträge abschließend diskutiert. Sie sollen 2024 in einem wissenschaftlichen Sammelband im Verlag Mohr Siebeck erscheinen. Private L aw Gaze t te 20 2 3 15
Alumni Day Traditioneller Treffpunkt vor der Sommer- pause für Mitarbeiter*innen, Alumni und Alumnae sowie Gastwissenschaftler*innen des Instituts ist das Sommerfest. Mit ihm klang am 9. Juni 2023 ein Tag voller Begeg- nungen und Ideen aus. Am Morgen hatten sich ehemalige Doktorand*innen zu einem informellen Austausch mit Nachwuchs- wissenschaftler*innen getroffen, und am Nachmittag hatte der Verein der Freunde des Instituts zu einem Symposium eingeladen. Berufswege außerhalb der Wissenschaft Alumni und Alumna treffen Nachwuchswissenschaftler*innen Nachdem im Vorjahr ehemalige Kolleg*in- nen zu Gast waren, die akademischen Karrierepfaden gefolgt sind, ging es diesmal um Laufbahnen außerhalb der Wissenschaft. Der Einladung zum Austausch mit Dokto- rand*innen des Instituts gefolgt waren Jan- Eike Andresen, Anwalt und Gründer von my- Right und Financialright, Eike Hosemann, Pressesprecher mit Schwerpunkt Bürgerli- ches Recht im Bundesministerium der Justiz, Anna-Maria Karl, Director Executive Search bei Kienbaum Consultants International, und Malte Stübinger, General Counsel Germany beim Prozessfinanzierer Deminor. Sie alle haben nach ihrem rechtswissenschaftlichen Studium am Institut promoviert und danach sehr unterschiedliche Berufswege beschritten. Nachdem sie sich mit ihrem jeweiligen Wer- degang vorgestellt hatten, beantworteten sie Fragen und gaben Einblick in ihre berufli- chen Erfahrungen und Tätigkeitsfelder. Im Anschluss bestand außerdem die Möglichkeit, sich zu individuellen Gesprächen zusammenzufinden. Der Verein der Freunde des Hamburger Max- Planck-Instituts für ausländisches und inter- nationales Privatrecht e.V. bietet die Möglich- keit, sich für das Institut zu engagieren. Neue Mitglieder sind herzlich willkommen. Nähere Informationen finden Sie unter www.mpipriv.de/freunde-des-mpi. 16 P r i va te L aw Gaze t te 20 2 3 Innovation und Privatrecht Symposium zum Jahrestreffen des Vereins der Freunde In vier Kurzvorträgen präsentierten Wissenschaftler*innen aus dem Institut Schlaglichter aus ihrer Forschung und beeindruck- ten nicht nur mit ihren Erkenntnissen, sondern auch mit einer außerordentlichen Themenvielfalt. In seiner Begrüßung und Einführung beleuchtete Institutsdirektor Holger Fleischer das Generalthema aus verschiedenen Perspektiven. Unter anderem wies er, in Anlehnung an die Naturwissenschaften, auf die Unterscheidung zwischen juristischen Entdeckungen, juristi- schen Erfindungen und juristischem Fortschritt hin. Jennifer Trinks, wissenschaftliche Referentin am Institut, stellte in ihrem Vortrag den wirtschaftspolitischen Hintergrund und die Entwicklung der französischen Unternehmensform société par actions simplifiée (SAS) als gesellschaftsrechtliche Neuschöpfung vor. Ben Köhler, wissenschaftlicher Referent am Institut, erläuterte den von einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von Instituts- direktor Reinhard Zimmermann konzipierten Reformvorschlag zum deutschen Pflichtteilsrecht, der anstelle starrer Quoten einem bedarfsorientierten Ansatz folgt. Daniel Bonilla Maldonado, Professor an der Universidad de los Andes, Bogotá, und Visiting Fellow am Institut, präsentierte seine Thesen zu den im Globalen Süden entwickelten Rechten der Natur und führte unter anderem aus, welche Grundannahmen des mo- dernen westlichen Rechts durch sie infrage gestellt werden. Nadjma Yassari, Leiterin der Forschungsgruppe „Das Recht Gottes im Wandel“ am Institut, gab einen Überblick zum rechtlichen Umgang mit dem sich rasant entwickelnden Feld der assistierten Reproduktionsmedizin in der Islamischen Republik Iran. © istock, annaspoka
Decolonial Comparative Law Summer School Vom 4. bis zum 8. Juli 2023 versammelten sich am Institut rund 40 Jurist*innen aus Bangladesch, Barbados, Brasilien, Deutsch- land, Frankreich, Haiti, Indien, Iran, Ka- nada, Kenia, Kirgisistan, Mexiko, Namibia, Neuseeland, Norwegen, Russland, Spanien, Tunesien, Südafrika und Südkorea zu einem Kurs- und Workshop-Programm über die methodischen Ansätze der dekolonialen Rechtsvergleichung und ihre praktische Anwendung. Vorgetragen und diskutiert wurde in den Arbeitssprachen Englisch, Französisch, Portugiesisch und Spanisch. So divers wie die Herkunftsländer der Teil- nehmer*innen waren auch die Lernformate und Inhalte der Summer School. Theorie und Praxis standen gleichermaßen auf der Agenda. Mehrere Vorträge waren der Methodenlehre gewidmet. Dabei ging es um den Einfluss von Erkenntnistheorien und Ideologien auf die Wahl und Anwendung rechtswissenschaft- licher Methoden sowie Unterschiede zwischen postkolonialen, rechtskritischen, indigenen und dekolonialen Theorien. Außerdem wurden dekoloniale Methoden vorgestellt, die in ver- schiedenen juristischen und nichtjuristischen Kontexten angewendet werden können. Für die vom 4. bis zum 6. November 2024 in Brasilia geplante Folgeveranstaltung mit dem Thema „Decolonial comparative property law“ ist ein CALL FOR PAPERS ausgeschrieben. Deadline ist der 14. Januar 2024. Näheres unter www.mpipriv.de/dekoloniale-rechtsvergleichung In insgesamt 30 zum Teil parallel abgehaltenen Sessions wurden unter anderem konkrete Fallstudien behandelt. Ein ganzer Tag stand im Zeichen der Verbindung zwischen dekolonialem und in- digenem Recht. Die Summer School war auch Forum für einen in- tensiven Austausch unter den Teilnehmer*innen, die Beispiele aus ihrer Forschung präsentieren und zur Diskussion stellen konnten. So gab es etwa Einblicke in den Einfluss dekolonialen Rechts auf die Stadtplanung in Südkorea oder die sowjetischen Ursprünge der Rechtsstaatlichkeit in Vietnam. Ein Angehöriger der in Brasi- lien beheimateten Xukuru berichtete über die Situation seiner in- digenen Gemeinschaft vor dem Hintergrund dekolonialen Rechts. Die Gruppe war stets aufgefordert, eine konstruktiv-kritische Diskussion zu führen und auf diese Weise ein eigenes Verständnis von dekolonialer Rechtsvergleichung zu entwickeln, um dieses in die eigene Forschung integrieren zu können. Die viereinhalbtägige Veranstaltung bot zudem Raum für einen re- gen interkulturellen Austausch. Auf dem Programm stand nicht zu- letzt eine besondere Stadtführung, die dazu einlud, die Hamburger Kolonialgeschichte kennenzulernen und kritisch zu reflektieren. Möchten Sie laufend über Veranstaltungen des Instituts informiert werden? Tragen Sie sich einfach hier www.mpipriv.de/verteiler in unseren Verteiler ein. Private L aw Gaze t te 20 2 3 17
Personalien Dr. Dörthe Engelcke, wissenschaft- liche Referentin am Institut, ist im November 2022 in die Arab-Ger- man Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA) aufge- nommen worden. Sie ist eine von elf Nachwuchswissenschaftler*innen, die im vergange- nen Jahr als neue Mitglieder ausgewählt wurden. Die AGYA wurde 2013 als erste bilaterale Junge Akademie weltweit gegründet und versammelt herausragende Wissenschaftler*innen zur Förderung innovativer Projekte in der arabisch-deutschen Forschungszu- sammenarbeit. Prof. Dr. Stefan Korch, LL.M. (Har- vard), ehemaliger wissenschaft- licher Referent am Institut, ist im Dezember 2022 von der Bucerius Law School habilitiert worden. Nahezu zeitgleich hat er Rufe von der Universität Münster und der Leuphana Universi- tät Lüneburg erhalten. Er ist dem Ruf der Universität Münster gefolgt, wo er seit dem Sommersemester 2023 den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Gesellschafts-, Kapitalmarkt- und Insolvenzrecht innehat. Priv.-Doz. Dr. Elke Heinrich-Pendl, wissenschaftliche Referentin am Institut, ist am 2. März 2023 von der Bucerius Law School habilitiert worden. Damit ist ihr die Lehrbefug- nis für die Fächer Bürgerliches Recht, Gesellschaftsrecht, Bankrecht und Rechtsvergleichung verliehen worden. In ihrer Habilitationsschrift befasst sie sich mit den verschiedenen Facetten der kollegialen Binnenstruktur von Vorstand und Aufsichtsrat in der Aktiengesellschaft. Dr. Simon Horn, Maître en droit (Rennes), wissenschaftlicher Assistent am Institut, hat für seine Dissertation zum Thema „Vis at- tractiva contractus: Ausstrahlungs- wirkung von Verträgen im Interna- tionalen Privat- und Zivilverfahrensrecht“ am 9. März 2023 den Promotionspreis des Fachbereichs Rechts- wissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sowie den von der Kanzlei Rödl & Partner für die beste wirtschaftsrechtliche Dissertation ausgelobten Rödl-Promotionspreis 2023 erhalten. Dr. Dominik Krell, ehemaliger wissenschaftlicher Referent am Institut, hat für seine Dissertation zum Thema „Islamic Law in Saudi Arabia: Concepts, Practices and Developments“ im Juni 2023 die Otto-Hahn-Medaille erhalten. Die Max-Planck-Ge- sellschaft verleiht diese Auszeichnung jedes Jahr an junge Wissenschaftler*innen für herausragende Leistungen in ihrer Doktorarbeit. Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Reinhard Zimmermann, Direktor emeritus am Institut, ist der Antonio-Fel- trinelli-Preis verliehen worden. Dieser gilt als bedeutendster italienischer Preis für herausragende Leistungen auf den Gebieten der Wissenschaft und der Kultur. Mit ihm zeichnet die nationale Akademie der Wissenschaften Italiens, die Accademia Nazionale dei Lincei, seit 1950 jedes Jahr italienische und aus- ländische Wissenschaftler*innen und Künstler*innen aus. Die feierliche Übergabe des Preises im Beisein des italienischen Staatspräsidenten erfolgte am 23. Juni 2023 in Rom. Den mit 100.000 Euro dotierten Preis erhielt Zimmer- mann für seinen bahnbrechenden Beitrag zur Euro- päisierung der Rechtswissenschaften. Mit der von ihm verfolgten historisch-rechtsvergleichenden Methode trägt er der Erkenntnis Rechnung, dass rechtliche Phänomene sich vielfach nur durch eine Verschrän- kung historischer und vergleichender Perspektiven richtig verstehen lassen. Damit werden nationale Be- sonderheiten der modernen Privatrechtsordnungen in ihrer Bedeutung relativiert, und es wird deutlich, dass diese Teil einer bis auf das antike römische Recht zu- rückreichenden gemeineuropäischen Tradition sind. Der Antonio-Feltrinelli-Preis geht auf eine testamen- tarische Stiftung nach dem Muster der Nobelstiftung zurück. Einer der ersten Preisträger war 1952 Thomas Mann. Bislang wurden vier Juristen ausgezeichnet, darunter 1955 der Institutsgründer Ernst Rabel. 1960 folgte der Staatsrechtslehrer und Rechtstheoretiker Hans Kelsen und 1985 der Rechtshistoriker Franz Wieacker. Zu den Preisträger*innen 2023 zählen neben Zimmermann unter anderen der Künstler An- selm Kiefer sowie die Mediziner*innen Uğur Şahin und Özlem Türeci. 18 P r i va te L aw Gaze t te 20 2 3
Service mit Sinn Ulrike Köcher engagiert sich für optimale Forschungsbedingungen g n i r e t e D a n n a h o J , V I R P I P M © Im niedersächsischen Wolfenbüttel geboren, wurde Ulrike Köcher in Mexico-City einge- schult. Ihr Abitur legte sie in Speyer ab. Nach ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau im Rahmen einer Siemens-Stammhauslehre studierte sie an der Christian-Albrechts- Universität zu Kiel und an der Norges Hand- elshøyskole im norwegischen Bergen Be- triebswirtschaftslehre. Bevor sie ihre beruf- liche Heimat im Wissenschaftsmanagement fand, war sie bei Siemens als Unternehmens- beraterin im internationalen Umfeld von Controlling, Strategieentwicklung und Ser- vice Management sowie als interne Auditorin tätig. 2016 übernahm sie die Hauptabtei- lungsleitung Finanzen & Personal sowie die stellvertretende Verwaltungsleitung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozean- forschung Kiel. Zur Max-Planck-Gesellschaft kam sie als Verwaltungsleiterin am MPI zur Erforschung multireligiöser und multiethni- scher Gesellschaften in Göttingen. Internationale Unternehmenslandschaften sind ihr ebenso vertraut wie die Welt der Wissenschaft. Von Kindesbeinen an weit he- rumgekommen hat sie sich ihre Offenheit für Neues stets bewahrt. Nach einer Management- Laufbahn bei Siemens traf sie vor einigen Jahren die Entscheidung, ihr Know-how in den Dienst von Forschungsorganisationen zu stellen. Sie wollte, sagt Ulrike Köcher, etwas Sinnerfülltes tun. Seit April 2023 führt die Diplomkauffrau die Verwaltung des Instituts. Einen abwechslungsreichen Job mit Sinn wünschen sich heute immer mehr Menschen. Im Gespräch mit Ulrike Köcher bekommt man eine konkrete Vorstellung davon, wie es ist, im Beruf persönliche Ideale verwirklichen zu kön- nen: „Grundlagenforschung schafft bleibende Werte, die der Gesellschaft insgesamt zugute- kommen. Für mich bedeutet das viel mehr als Umsatzziele und Gewinnmaximierung. Die am Zeitgeschehen orientierten Forschungsthemen des Instituts, wie Dekolonialisierung, Liefer- kettenrecht oder erbrechtliche Reformvor- schläge finde ich außerordentlich spannend.“ Als erfüllend bezeichnet Ulrike Köcher auch das bunte Aufgaben- spektrum, das sie mit ihrem 22-köpfigen Team abdeckt. „Hier ist kein Tag wie der andere. Vom Einkauf über Steuern und Finanzen bis hin zu Arbeitsschutz, Personalverwaltung und -entwicklung, Veranstaltungsmanagement und technischen Diensten ist die Institutsverwaltung wie ein großes Bouquet, das gepflegt und immer wieder neu gestaltet werden will. Im Vordergrund steht dabei der Servicegedanke. Unser Job ist es, optimale Forschungs- bedingungen sicherzustellen.“ Zu allen diesen Wirkungsfeldern bringt die neue Verwaltungslei- terin langjährige Erfahrung aus Wirtschafts- und Wissenschafts- organisationen mit. Schon seit ihrer Tätigkeit am MPI in Göt- tingen pflegt sie eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft in München. Aufgaben, die zunehmend an Bedeutung gewinnen, sieht sie in der wachsenden Digitalisierung und den damit einhergehenden Möglichkeiten der Prozessoptimierung. „Das vermehrte Arbeiten im Homeoffice hat deutlich gemacht, wie viel es bringt, digital gut aufgestellt zu sein.“ Was sich ebenfalls abzeichne, sei die Not- wendigkeit, international zu agieren und zu kommunizieren. „Es lohnt sich, dass am Institut mit einem internen Sprachkurs- Angebot entsprechende Kompetenzen aufgebaut werden.“ Eine Herausforderung, die sich nicht nur dem Institut stellt, aber auch hier mit Nachdruck angepackt werden soll, ist der härter gewordene Wettbewerb um Talente, sowohl im wissen- schaftlichen als auch im außerwissenschaftlichen Bereich. „Die Max-Planck-Gesellschaft ist ein großartiger Arbeitgeber und nicht ohne Grund Deutschlands erfolgreichste Forschungsorga- nisation“, sagt Ulrike Köcher. Hinzu kommt ein unschlagbarer Wettbewerbsvorteil: Sie bietet sinnstiftende Tätigkeitsfelder. Private L aw Gaze t te 20 2 3 19
Open House für junge Köpfe Barcamp über Zukunftsthemen juristischer Forschung Wie beeinflusst die digitale Transformation das Recht? Ist Künstliche Intelligenz ein Gamechanger im juristischen Sinn? Welche Rechtsfra- gen wirft die Klimakrise auf? Und warum müssen wir dringend über Dekolonialisierung und rechtliche Impulse aus dem Globalen Süden sprechen? Diese und weitere Zukunftsthemen wollen unsere Wissen- schaftler*innen mit Studierenden diskutieren und ihnen so Lust auf eine Promotion an einem der juristischen Max-Planck-Institute machen. Gemeinsam mit dem Netzwerk Max Planck Law laden wir am 2. November 2023 in Hamburg zu einem Barcamp ein. Was ist ein Barcamp? Das Format bietet einen flexiblen Rahmen für fokussierte Gespräche und Debatten. Zu Beginn haben alle Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Ideen einzubringen und damit die Themen mit- zubestimmen. Einen Nachmittag lang werden wir in bis zu 15 Impuls- vorträgen und Diskussionsrunden erörtern, welchen Fragen sich die juristische Forschung zukünftig widmen soll. Die Veranstaltung ist eine der 2023 deutschlandweit stattfindenden Aktivitäten anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Max-Planck- Gesellschaft. Deren mit zahlreichen Nobelpreisen prämierte Grund- lagenforschung zeugt davon, wie Wissenschaft gesellschaftliche Entwicklungen beeinflussen kann. Wir wollen herausfinden, was die Zukunftsagenda für unser Fach bereithält. Weitere Infos: www.mpipriv.de/barcamp Max Planck Law ist ein aus zehn Max-Planck-Instituten bestehendes Netzwerk, dem auch das Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht angehört. Neben der juristischen Grund- lagenforschung verbindet uns ein intra- und interdisziplinärer Ansatz mit einem starken Fokus auf vergleichende und transnationale For- schungsfragen. Gemeinsam betreiben wir das weltweit größte Pro- gramm für Doktorand*innen und Postdocs in der Rechtswissenschaft. Näheres unter www.law.mpg.de 20 P r i va te L aw Gaze t te 20 2 3 #F U T U R E O F L AW BA RCA MP Impressum Herausgeber: Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht Mittelweg 187, 20148 Hamburg Telefon: 040/41900-100 www.mpipriv.de V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Holger Fleischer, LL.M. (Michigan), Dipl.-Kfm., Geschäftsführender Direktor Redaktion: Monika Lehner, Nicola Wesselburg Kontakt zur Redaktion: plg@mpipriv.de Gestaltung: Johanna Detering Bildnachweis: Porträts und Veranstaltungsbilder © MPI für ausländisches und internationales Privatrecht Druckerei: Beisner Druck GmbH & Co. KG Hamburg, im August 2023 Möchten Sie die Private Law Gazette regelmäßig lesen? Das Abonnement ist kostenfrei und selbst- verständlich jederzeit kündbar. Melden Sie sich einfach unter www.mpipriv.de/plg-abo an.